Von Basel und den Auswirkungen auf die Finanzwelt ist immer wieder zu hören. Doch was sich genau dahinter verbirgt und welche Änderungen das für Unternehmer bedeutet, ist vielen nicht bekannt. Vertreter der Zentralbanken und Bankenaufsichtsbehörden der zehn wichtigsten Industriestaaten schlossen sich 1974 zusammen. Sie hatten das Ziel, den Finanzsektor zu stabilisieren und die Gefahr von Finanzkrisen zu minimieren. Der „Basler Ausschuss für Bankenaufsicht“ wurde gegründet und die Mitglieder unterzeichneten 1988 das Regelwerk „Basel I“.
Die Regelungen zu Basel I und II sollten ein Insolvenzrisiko von Banken sowie mögliche Kosten für die Einleger beim Konkurs der Bank verringern. Die angemessene Eigenkapitalausstattung der Banken sowie einheitliche internationale Wettbewerbsbedingungen sollten geschaffen werden.
Basel I
Mit Basel I mussten Banken Eigenkapital in Höhe von acht Prozent der jeweiligen Darlehenssumme bei allen Geschäftskrediten hinterlegen. Da jeder Kredit mit einem Ausfallrisiko verbunden ist, dienten diese Gelder den Banken als pauschale Sicherheit. Es war jedoch keine differenzierte Betrachtung der Risiken vorgesehen und so gab es bei Kreditkonditionen kaum Unterschiede. Bonitätsstarke Firmen zahlten die gleichen Zinssätze wie Unternehmen mit schwachen Bonitäten. Dieses Ungleichgewicht wurde zum 1. Januar 2007 mit Basel II korrigiert.
Basel II
Mit dem Inkrafttreten von Basel II müssen die Banken bei der Kreditvergabe nun das Eigenkapital entsprechend dem jeweiligen Ausfallrisiko hinterlegen. Je wahrscheinlicher ein Kreditausfall ist, umso mehr Kapital muss die Bank hinterlegen. Hat der Antragsteller ausreichende Sicherheiten und wenig Risiko, werden die Anforderungen kleiner. Somit hat die Bank mehr oder weniger hohe Eigenkapitalkosten und verlangt demnach mehr oder weniger hohe Zinsen. Ein höheres Risiko muss aus Sicht der Bank demnach teurer bezahlt werden.
Basel III – ein Ausblick
Basel III ist ein Reformpaket für die bereits bestehende Bankenregulierung Basell II, als Reaktion auf die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise und die dort offengelegten Schwächen der bisherigen Regelungen. Die vorläufige Endfassung von Basel III wurde im Dezember 2010 veröffentlicht, einzelne Aspekte befinden sich noch in der Diskussion. Die Umsetzung soll ab 2013 schrittweise erfolgen. Die Reformen setzen sowohl bei der Eigenkapitalbasis, wie auch bei den Liquiditätsvorschriften an. Ziel ist die Schaffung der Balance zwischen einem stabilen Finanzsystem und Vermeidung einer Kreditverknappung, außerdem aber auch die Begrenzung und Reduzierung der Haftung der öffentlichen Hand und der Steuerzahler.
Die Bedeutung des Ratings für die Kreditvergabe
Das Rating basiert auf quantitativen und qualitativen Fakten. Es gibt Aufschluss darüber, wie das Verhältnis von Risiken zu Sicherheiten einzuschätzen ist sowie die Kapitaldienstfähigkeit des Unternehmens (Fähigkeit des Unternehmens, die zu erwartenden Kreditbelastungen aus den laufenden Einnahmen zu tragen). Das Prüfverfahren bemisst anhand unterschiedlicher Kriterien die wirtschaftliche Situation und die künftige Wettbewerbsfähigkeit der Firma.
Anhand der quantitativen Fakten (betriebswirtschaftliche Kennziffern) werden die aktuellen Unternehmensfinanzen und deren Entwicklung analysiert, während die qualitativen Faktoren die Funktion einer Zukunftsprognose erfüllen. In der Regel fließen die harten Faktoren im Vergleich zu den weichen Fakten überproportional in das Gesamtergebnis ein. Der persönliche Entscheidungsspielraum des Bankangestellten wird damit stark eingeschränkt.
Bei der Kreditvergabe der Banken war es bereits üblich, gewisse Prüfverfahren als Entscheidungshilfe bei der Kreditvergabe heranzuziehen. Durch Basel II wurden diese Verfahren systematisiert und um weitere Prüfbereiche ergänzt. Ziel ist es, alle relevanten Informationen zu einem aussagekräftigen Gesamtbild zu verdichten, um möglichst realitätsnahe Prognosen über die Entwicklung des Unternehmens treffen zu können.
Jede Bankengruppe verfügt über ein eigenes Ratingsystem. Es werden jedoch immer die gleichen Sachverhalte geprüft, so dass sich die Unterschiede weitgehend auf Formalien beschränken, wie zum Beispiel die Anzahl der Ratingklassen. Diese spiegeln die Ausfallwahrscheinlichkeit des Kredites wieder und bestimmen letztlich die Höhe der Zinsen.
Eigenkapitalquote
Innerhalb des Ratings hat die Eigenkapitalquote eines Unternehmens einen hohen Stellenwert. Diese Kennzahl liefert Angaben darüber, inwieweit das Vermögen einer Firma durch Eigenkapital gedeckt ist und stellt somit einen Indikator zur Einschätzung der Solvenz und Risikotragfähigkeit dar.
Aus dem Blickwinkel der Bank stellt das Eigenkapital eine Absicherung gegen Kreditausfälle dar. Je höher die Quote ist, desto geringer ist die Gefahr, dass unerwartete Verluste oder Liquiditätsengpässe zu existenzbedrohenden Krisen führen können. Je mehr Eigenkapital im Unternehmen ist, desto besser wird die Ratingnote.
Finanzexperten gehen davon aus, dass die Eigenkapitalregelungen unter Basel III ab 2103 umfangreiche Auswirkungen auf die Kapitalausstattung und Geschäftstätigkeit der Banken haben wird. Unternehmer können sich ausreichende Liquidität durch eine solide Finanzierungsstruktur sichern. Oft wird dafür der Bankkredit um weitere Instrumente, wie zum Beispiel Factoring ergänzt. Factoring kann durch den Verkauf der Forderungen die Bilanz verkürzen und die Eigenkapitalquote erhöhen.
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